Der Schweizer Staat ist grösser, als die offizielle Statistik zeigt
- Yannick Güttinger

- 26. Aug. 2024
- 2 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 5. Juli

Eine Studie des Instituts für Schweizer Wirtschaftspolitik (IWP) an der Universität Luzern beleuchtet die tatsächliche Grösse und Komplexität des öffentlichen Sektors in der Schweiz.
Offiziell arbeiten zehn Prozent der Beschäftigten im öffentlichen Sektor, aber inklusive staatsnaher Betriebe wie Post und Swisscom sind es tatsächlich 17,4 Prozent.
Zudem steigen die Verwaltungsausgaben seit Jahren deutlich an.
Warum das wichtig ist: Während die offiziellen Statistiken suggerieren, der Staat sei schlank, zeigt die Untersuchung, dass viele staatliche Aufgaben an staatsnahe Unternehmen ausgelagert werden, die in den Statistiken nicht erfasst sind.
Das hat weitreichende Auswirkungen auf die Schweizer Wirtschaft und den Arbeitsmarkt.
Die Details: Die Studie von Marco Portmann und Christoph A. Schaltegger macht drei zentrale Aussagen:
Mehr Staatsbeschäftigung als bekannt: Nach den Schätzungen der Autoren arbeiten 2022 rund 17,4 Prozent aller Beschäftigten im öffentlichen Sektor. Die offizielle Statistik weist jedoch nur zehn Prozent aus, da staatsnahe Unternehmen wie Swisscom nicht berücksichtigt werden.
Steigende Verwaltungskosten: Die Pro-Kopf-Ausgaben für die öffentliche Verwaltung sind inflationsbereinigt seit Mitte der 1990er-Jahre um 28 Prozent gestiegen. Mit 6’494 Franken im Jahr 2022 liegt die Schweiz im europäischen Vergleich im Mittelfeld.
Wachstum im öffentlichen Sektor: Zwischen 2011 und 2021 wuchs die Beschäftigung im öffentlichen Sektor um 17,3 Prozent, während sie im Privatsektor nur um 10,9 Prozent zunahm. Besonders der Bund stellt zunehmend Personal ein und tritt damit in Konkurrenz zur Privatwirtschaft.
O-Ton Studie: «Betrachtet man kaufkraftbereinigte Verwaltungsausgaben pro Einwohner statt wie üblich in Prozent des BIP, ist die Schweiz kein Musterschüler, sondern europäisches Mittelmass.»
Hintergrund: Die Schweiz gilt traditionell als ein Land mit einem effizienten und schlanken Staatsapparat. Doch die Studie des IWP zeigt, dass das fraglich ist.
Meine Einschätzung: Die neusten Erkenntnisse des IWP bestätigen eine lang gehegte Vermutung: Der Staat wächst, oft versteckt hinter der Fassade staatsnaher Unternehmen, in einem Ausmass, das weit über die offiziellen Statistiken hinausgeht. Die Zahlen sind alarmierend – vor allem, wenn man bedenkt, dass die Schweiz immer als Musterbeispiel für einen schlanken und effizienten Staatsapparat galt. Was wir hier erleben, ist eine schleichende, kaum bemerkte Verstaatlichung der Wirtschaft. Es ist höchste Zeit, diese Entwicklung kritisch zu hinterfragen und sich zu fragen, wie lange wir uns diesen aufgeblähten Staatsapparat noch leisten können, ohne unsere Wettbewerbsfähigkeit und den liberalen Geist, der unser Land einst gross gemacht hat, endgültig zu verlieren.
Dieser Beitrag wurde zuerst im «Nebelspalter» veröffentlicht. Siehe hier: Link














Kommentare